Beachtenswert(h)e Geschichte – archäologische Such-Grabungen auf dem Werth

Historisches Schaufenster Barmen

Ab dem 19. Dezember finden Sie im Schaufenster des im Aufbau befindlichen MUGEUMs, dem „Museum für Gesellschafts- und Umweltgeschichte Wuppertal“ auf dem Werth 91 eine kleine Ausstellung zu Umfang und Hintergründen der aktuellen archölogischen Untersuchungen auf dem Werth und zur Geschichte Barmens.

Hier auf unserer Webseite vertiefen wir die Inhalte dieser Ausstellung und geben Ihnen weitere interessante Informationen zum Thema!

Bitte klicken Sie die nachfolgenden Tabellenreiter an für weitere Informationen.

Aktuelles von den Suchschachtungen

Aktuelles von den Suchschachtungen

Grundlage der archäologischen Untersuchung

Arbeitsfoto mit Suchschachtung AF St. 102 (S3) (Blick nach ONO) ©LQ Archäologie

Die Ergebnisse der Grabungsmaßnahmen, die zwischen dem 13.11.2023 und dem 31.01.2024 durch die Fachfirma „Archäologen Quenders, Linnemann und Partner“ durchgeführt wurden, liegen vor.

Betreut und initiiert hatten die Maßnahme die Untere Denkmalbehörde Wuppertal sowie das LVR Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland (LVR-ABR). [1] Ziel der Grabungen war es zu ermitteln, ob und welche archäologischen Befunde im Boden vorhanden sind und ob sich daraus Anpassungen der gepanten Baumaßnahmen zur Erneuerung des Werts ergeben.

Die Befunde

ABK mit den untersuchten Bereichen (rot).

Die Erhaltungsbedingungen in den einzelnen Suchschächten waren unterschiedlich. Teils war keine archäologische Substanz vorhanden (Sondagen 1, 4 und 9), teils waren die Befunde stark gestört (Sondage 2). Gute bis sehr gute Erhaltungsbedingungen fanden sich trotz Überprägung (Baumaßnahmen neueren Datums) und Störungen (durch Leitungen) in den Sondagen  3, 5/6, 7, 8, 10, 11 und 12.

Insgesamt fanden sich darin:

  • 19 definierte Baubefunde (Mauern).
  • 41 Erd-, Kultur- bzw. Schuttschichten sowie natürlich entstandene Schichtbildungen.
  • Ein möglicherweise als Pfostenstellung zu interpretierender Befund (St. 59).
  • Eine Grube, (eventuell auch Pfostengrube) zu deutender Befund (An St. 107).
  • Eine historische Baugrube (St. 121).

Bild rechts: Übersichtskarte der Sondagestellen (Suchschachtungen) [2]

Die Ergebnisse

Die Positionen der Baubefunde decken sich weitestgehend mit der tradierten Bebauung, die anhand von Plan- und Kartenmaterial seit dem 18. Jahrhundert bzw. spätestens zu Beginn des 19. Jahrhunderts nachvollziehbar ist.

Eine Abweichung zeigte sich in Sondage 3. Der dort gefundene Fundamentzug weicht etwas stärker von der weiter nördlich liegenden Kartierung der einstigen Bebauung ab. Insgesamt gibt der derzeitige Befund aber keinen Anlass, um eine unbekannte Bebauungsphase in dem Bereich anzunehmen. Von allen Suchschachtungen stimmt allein die Befundlage in Sondage 8 möglicherweise nicht mit der überlieferten Bebauungslinie überein. Ob der Befund weitere Maßnahmen rechtfertigt bleibt abzuwarten, ist aber eher unwahrscheinlich.

Insgesamt ist nach jetziger Einschätzung anzunehmen, dass bei weiteren Maßnahmen im Bereich der sondierten Abschnitte keine neuen Erkenntnisse zutage treten. Eher wird sich die dokumentierten Fundlage fortsetzen und weitere archäologische Hinweise auf die neuzeitliche Besiedlung und Bebauung des Werths zeigen.

Dies wird auch durch die in den Suchschachtungen gefundenen Keramikscherben unterstützt. Sie bilden den Zeitraum des 17. bis 19. Jahrhunderts ab. Das spricht dafür, dass im untersuchten Bereich weder mittelalterliche noch vollkommen unbekannte Besiedlungsspuren gefunden wurden.

Insgesamt sieht es damit sehr gut aus für eine rasche Aufnahme der Umbaumaßnahmen ohne böse Überraschungen.

 

Quelle: Abschlussbericht zur archäologischen Sachverhaltsermittlung in Wuppertal-Barmen, Werth im Auftrag der Stadt Wuppertal, OV 2023/1094, Joanna M. Lipinska M.A. und Thorsten Quenders M.A., Februar 2024, Besonders S. 4 und S. 61

Weitere Informationen zu Archäologischen Grabungen und deren Anforderungen unter: https://bodendenkmalpflege.lvr.de/de/service/grabungsrichtlinien/grabungsrichtlinien_1.html

Autorin: Melody Kusserow

[1] Die amtliche Aktivitätsnummer für diese Maßnahme lautet OV 2023/1094.
[2] Grundlage: https://www.tim-online.nrw.de/tim-online2/.

Erste Erkenntnisse aus den Suchgrabungen

Insgesamt sind 12 Suchschachtungen geplant. Diese sind dem nebenstehenden Tab zu entnehmen. Die Suchschachtungen werden in der zeitlichen Taktung so angegangen, dass möglichst wenige Störungen auf dem Werth entstehen.

Die Grabungen an den Stellen 4, 5, 6, 7, 8 und 12 sind bereits erfolgt. Aktuell wird die im Plan dargestellte Suchschachtung 9 bereits wieder verschlossen. Die Archäologen befinden sich zur Zeit an Position 3 (Hausnummer 12). Somit stehen noch die Suchschachtungen 1 und 2 und eventuell noch eine zusätzliche Suchschachtung zwischen Position 9 und 10 aus.

Leitungen als Herausforderung bei der Grabung. Foto: LQ Archäologie

Mittlerweile sind zwei Monate seit Beginn der archäologischen Maßnahmen vergangen und erste Erkenntnisse aus den erfolgten Suchschachtungen liegen vor.

Vielfach erschwerten Leitungen der WSW eine Untersuchung der Standorte. Weitere Standorte waren durch frühere Baumaßnahmen bereits gestört, so das sich kein oder nur ein sehr geringer Erkenntnisgewinn ergab. Allgemein ist die Fundlage jedoch gut.

Interessante Standorte sind insbesondere die Suchschachtungen Nr. 12 ganz in der Nähe der Ausstellung im Werth 91 sowie der Nr. 8 in der Nähe des Rathauses.

Suchschachtung 12 (schräg gegenüber dem Schwebodrom)

Schichten in Suchschachtung Nr. 12, Stelle 3. Hier gelang es um Leitungen herumzuarbeiten. Foto: LQ Archäologie

In der Nähe des Werth 91 wurde die ehemals nördliche Bebauung des östlichsten Werthabschnittes freigelegt. Sowohl der Abgleich mit historischen Karten, so wie begleitende keramische Funde (Pfeifenkopffragmente aus Ton sowie rote glasierte Irdenware) datieren die Fundstelle auf spätestens Ende des 18. Jahrhunderts bzw. Anfang des 19. Jahrhunderts. Glasierte Irdenware ist eine relativ weiche Keramik, vergleichbar mit nicht winterfester Terrakotta, die durch Glasieren wasserdicht gemacht wurde. In dieser Zeit diente sie vor allem der ärmeren Bevölkerung als Geschirr.

Eine darunter gelagerte Schicht zeigt minimale Spuren von Ziegelbruch und Holzkohle. Das deutet auf eine mittelalterliche (500 n.Chr. – 1.500 n. Chr.) bis neuzeitliche (1.500 n. Chr. – bis Gegenwart) Zeitstellung hin. Aufgrund des Fehlens von Keramik oder anderen aussagekräftigen Funden in dieser Schicht ist eine genauere Datierung leider nicht möglich.

Insgesamt gelang es der hier vorgenommenen Suchschachtung, bis auf das vermutlich eiszeitliche Niveau vorzudringen. Diese Schicht besteht aus ungestörten Sedimentablagerungen der Wupper, die keinerlei menschlichen Einfluss zeigen.

Suchschachtung Nr. 8 (Nähe Rathaus)

Ein Teil der Steinsetzung. Foto: LQ Archäologie

Hier wurde eine gestörte Natursteinsetzung gefunden, bei der es sich möglicherweise um das Fundament eines nicht unterkellerten Hauses handelt.

Der Befund legt nahe, dass es sich ursprünglich um ein größeres Bauwerk handelt. Genauere Aussagen zu dem Bauwerk sind jedoch nicht möglich, da durch Leitungsverlegungen des 19. – 21. Jahrhunderts die Steinsetzung zum Teil abgetragen wurde.

Daneben wurde bei Suchschachtung 8 eine Kulturschicht des 17. – 18. Jahrhunderts angeschnitten, die dank vorhandener Keramikfunde datiert werden konnte.

Was bedeuten die bisherigen Ergebnisse für den Werth-Umbau?

Das in den bisherigen Suchschachtungen gefundene archäologische Material entspricht im wesentlichen den Erwartungen und bestätigt die vorhandenen historischen Karten.

Neue, spektakuläre Funde, die die den geplanten Werthubau infrage stellen bzw. diesen absehbar verzögern, wurden bislang nicht gemacht.

Sofern es einen Konflikt mit einzelnen geplanten Leuchten- oder Baumstandort gibt, wird für diese von den Planern in Abstimmung mit den Archäologen ein alternativer geeigneter Standort gefunden werden.

Die Ergebnisse stammen aus den verschiedenen Protokollen des von der Stadt Wuppertal beauftragten Büros „LQ Archäologie. ARCHÄOLOGEN LINNEMANN, QUENDERS UND PARTNER“ zu den einzelnen Suchschachtungen. Die wesentlichen Erkenntnisse aus den Protokollen wurden von Frau Melody Kusserow, MA, Historikerin/Archäologin im Auftrag von BarmenUrban zusammenefasst .

Nachfolgend drei Übersichtspläne der groben Positionen der Suchschachtungen, die sich an den die Grenzen der vermuteten historischen Bebauung orientieren.

Standorte Suchschachtungen 1 bis 5

Standorte Suchschachtungen 6 bis 8

 

Standorte Suchschachtungen 9 bis 12


Wozu Suchschachtungen?

12 Suchschachtungen zur Absicherung der Umbauplanungen

Entlang des Werths finden derzeit archäologischen Voruntersuchungen statt.

Die denkmalrechtlich erfoderlichen Suchschachtungen sind eine Voraussetzung für die geplante Neugestaltung der zentralen Fußgängerzone. Der Werth wird als KULTUR TEPPICH Barmen neu gestaltet.

„Durch die Suchschachtungen soll punktuell festgestellt werden, wie exakt die vorhandenen Urkarten die tatsächliche Lage der alten Bebauung darstellen und in welchem Umfang sich diese tatsächlich noch im Boden befindet. Durch diesen Erkenntnisgewinn können dann für den gesamten Werth besser abschätzen, wo sich Bodendenkmäler befinden und wie diese bei der Baumaßnahme zur Neugestaltung des Werths berücksichtigt werden müssen.“

erläutert der Beigeordneter Frank Meyer.

Das behutsame Vorgehen trägt einerseits den Auflagen des Denkmalschutzes Rechnung und beugt andererseits Überraschungen vor, welche die Baumaßnahmen auf dem Werth unnötig in die Länge ziehen und damit erhöhte Kosten verursachen würden, wenn man mitten im Baugeschehen auf archäologische Funde stoßen würde.

Nur sehr wenige Einschränkungen bei der Nutzung des Werth

Quelle: Stadt Wuppertal

Geplant sind insgesamt 12 Suchschachtungen entlang des Werth, welche von einer archäologischen Fachfirma begleitet werden.

Suchschachtungen werden in der Fachsprache auch Sondagen genannt. Ziel solcher Sondagen ist es, die Befundlage einschätzen zu können, ohne größere Beeinträchtigungen der Umgebung zu verursachen. Es wird also nur das Nötigste getan. Auf der Werth sieht das wie folgt aus:

Bei acht der zwölf Suchschachtungen handelt es sich um kleinere Suchschürfen in den Abmessungen 1,00 m x 5,00 m x 1,20 m (B x L x T).  Die vier übrigen Suchschachtungen stellen Standorte für zukünftig neue Baumscheiben dar, welche Dimensionen von 3,00 m x 3,00 m x 2,00 m (B x L x T) einnehmen. Diese Öffnungen würden also auch ohne archäologische Maßnahmen erfolgen.

Können Bodendenkmäler nicht unangetastet im Boden verbleiben, weil übergeordnete Interessen dagegen sprechen, wie bei der Erneuerung des Werths, so ist eine Sondage und/oder Ausgrabung von einer sachkundigen Grabungsfirma durchzuführen.

Rechtsgrundlage ist das DSchG NRW.

Während es sich bei 8 Stück dieser Aufgrabungen um kleinere Suchschürfen in den Abmessungen 1,00 m x 5,00 m x 1,20 m (B x L x T) handelt, werden auch 4 Standorte für zukünftig neue Baumscheiben überprüft, welche Dimensionen von 3,00 m x 3,00 m x 2,00 m (B x L x T) einnehmen.

Was kommt auf mich als Anwohner oder Besucher der Innenstadt zu?

Aufgrund der Nähe dieser Standorte zu einigen Hausfassaden, kann es zu kleineren Einschränkungen kommen. Ein Zugang zu den Gebäuden wird jedoch jederzeit möglich sein. Damit die Einschränkungen auf der zentralen Fußgängerzone so gering wie möglich gehalten werden, werden zu jeder Zeit maximal zwei Suchschachtungen gleichzeitig geöffnet.

Die Maßnahme beschränkt sich hauptsächlich auf die zentrale Fußgängerzone Werth. Die Plätze entlang der Fußgängerzone, welche als gut besuchte Treffpunkte und Veranstaltungsorte dienen, sind von der Maßnahme nicht betroffen.

Wie lange die Arbeiten dauern werden, hängt von der Befundlage ab. Die Stadt rechnet aktuell mit Kosten für die Tiefbauarbeiten und die archäologischen Arbeiten in Höhe von ca. 130.000,00 €.

Ganz konkret: Bei einem Denkmal kann es sich um eine Felsformation, einen besonderen Garten, beliebige Objekte oder wie im Fall der Grabungen auf dem Werth, um Mauerreste handeln, die etwas über die Entstehung und die Lebensverhältnisse in Barmen berichten.

Für Insider: Handelt es sich bei einem Denkmal um ein Gebäude, oder Teile davon – also zum Beispiel Mauerreste – spricht man von einem Baudenkmal.

 

Quellen:

Grabungskonzept Voruntersuchungen Baumaßnahme „Neugestaltung der zentralen Fußgängerzone Werth“, in 42275 Wuppertal-Barmen, Archäologen Linnemann, Quenders und Partner.

Aussage Frank Meyer, Beigeordneter.

Autoren: Melody Kusserow MA, Historikerin/Archäologin und Martin Vöcks, BarmenUrban


WERTHSTEIGERUNG für die Zukunft

Neugestaltung der Fußgängerzone Werth

Zur Neugestaltung der zentralen Fußgängerzone in Barmen, des Werth, wurde im Jahre 2017 ein EU-weit ausgeschriebener städtebaulicher Wettbewerb durchgeführt. Einstimmig vergab das Preisgericht den 1. Preis an das Planungsteam aus Greenbox Landschaftsarchitekten, Reicher Haase Assoziierte Stadtplaner und Licht Kunst Licht Lichtgestaltung, dessen Konzept „KULTUR TEPPICH Barmen“ zu überzeugen wusste.

„KULTUR TEPPICH Barmen“ als Motto für den Umbau des Werth

Auf dem Werth wird der KULTUR TEPPICH entrollt, der zukünftig für viele Nutzungsmöglichkeiten offensteht: Promenade, Catwalk, Marktmeile, Langer Tisch, Showroom, Ausstellungsparcour, Tanzparkett, Spiel- und Sportband und vieles mehr.

Ein abgestimmtes Konzept aus Licht- und Soundelementen begleitet den Kulturteppich und schafft ein einzigartiges ganzheitliches Erlebnis. Zusätzlich soll der Kulturteppich durch „Augmented Reality“ Elemente auf digitaler Ebene erleb- und bespielbar werden.

Der gesamte KULTUR TEPPICH und die Plätze werden barrierefrei gestaltet.
Um die Leitidee der textilen Vergangenheit Barmens und des „KULTUR TEPPCIHs Barmen“ auf dem Werth sichtbar zu machen, werden diese auch in den Details der baulichen Umsetzung aufgegriffen.

  • Bodenbelag
    Vom Alten Markt bis zum Kugelbrunnen am östlichen Ende der Fußgängerzone wird der Bodenaufbau auf einer Länge von ca. 650m und einer Fläche von ca. 8.400m² ausgetauscht. Dabei wird der Teppich durch eine wiederkehrende Abfolge von Natursteinplatten in unterschiedlichen Steinformaten und Farbnuancen von hellgrau bis anthrazit „entrollt“ – der Eindruck eines gewobenen Teppichs entsteht.
  • Stadtmobiliar
    Es wurde ein stimmiges Konzept von Stadtmobiliar entwickelt, dessen Design auf den bestehenden ISG-Bänken aufbaut.
  • Sound- und Lichtinstallationen
    Begleitet und untermalt wird der neue Kulturteppich durch eine einzigartige Kulisse aus abgestimmten Licht- und Soundelementen.
    Entlang des gesamten Werth werden Multifunktionsmasten aufgestellt, an denen sich Projektoren für die Lichtinstallationen, sogenannte „GOBO“-Strahler befinden. Diese erzeugen unterschiedliche Lichttexturen, die an Stoffmuster erinnern. Zudem werden in die Masten Lautsprecher für die Audiobespielung des Kulturteppichs integriert.

Hier finden Sie ausführlichere Informationen zur Erneuerung der Fußgängerzone zum „KULTUR TEPPICH Barmen“.


Der Werth im Lauf der Zeit

Barmen hat eine interessante Siedlungsgeschichte

Quelle: Stadt Wuppertal

Die Maßnahme betrifft die Umgestaltung der Fußgängerzone „Werth“, die sich im historischem Siedlungskern von Barmen befindet. Die siedlungsgeschichtlichen Anfänge von Barmen sind derzeit unbekannt, daher kann nicht ausgeschlossen werden, dass vorgeschichtliche und frühmittelalterliche Funde und Befunde bei Erdeingriffe angetroffen werden.

Der Name Barmen wird ab 1170 in mittelalterlichen Urkunden als „Güter von Barmen“ erwähnt. Zu Barmen gehören drei herrschaftliche Höfe, die trotz der gemeinschaftlichen Gutbezeichnung verschiedenen Herrschaftsgebieten lehnspflichtig waren. In Barmen ist daher von einer dezentralen Siedlungsentwicklung auszugehen. Auf Grund seiner gewerblichen Bedeutung für die Textilindustrie vollzogen sich in Barmen eine massive Siedlungsentwicklung in der proto- und frühindustriellen Zeit.

In den historischen Karten im 18. Jahrhundert ist die Straße „Werth“ bis zur heutigen Lindenstraße von beiden Straßenseiten bebaut. Die georeferenzierte Urkarte der 1820er Jahre zeigt, dass sich die Altbebauung bis in den heutigen Straßenbereich erstreckt. Vergleiche zu anderen Städten (z.B. Elberfeld) zeigen, dass sich die Reste dieser Bebauungsstrukturen im Boden erhalten haben. Darüber hinaus ist mit historischen Straßen und Pflasterhorizonten zu rechnen. Es ist zu erwarten, dass für die Maßnahme „Umgestaltung der Fußgängerzone Werth“ in bisher ungestörte Bereiche mit einer sehr guten bis guten Befunderhaltung eingegriffen wird. Eine gezielte Suchschachtung für geplante Leuchtenfundamente und Baumstandorten in bisher ungestörte Bereiche soll daher die archäologische Befundlage abklären und Aufschluss über die historische Entwicklung Barmens geben.


Barmen ist wert(h)voll

Barmen ist wert(h)voll

Archäologie auf dem Werth – Lohnt sich das?

Bodendenkmäler bleiben den Augen der Öffentlichkeit meist verborgen, sie haben nicht denselben Glanz wie die Schätze antiker Kulturen – sind aber ein wichtiges kulturelles Erbe und erzählen die Geschichte der Menschen vor Ort. Darum ist es wichtig, sie zu bewahren.

Die Grabungen, die aktuell auf dem Werth stattfinden, dienen in erster Linie dazu, festzustellen, was an historischer Bausubstanz aus dem 18. und 19. Jahrhundert noch vorhanden ist.

Doch können die Suchschachtungen vielleicht noch andere Fragen beantworten.

Seit wann gibt es Barmen?

Die Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten, denn eigentlich müsste die Frage heißen: Was ist eigentlich Barmen?

Doch beginnen wir am Anfang:

Was wir wissen ist, dass ab dem 7. Jahrhundert eine Besiedlung durch altgermanische Volksstämme erfolgte. Das verraten die dafür typischen, auf -inghausen endenden Ortsnamen. Beispiele dafür sind Heckinghausen und Wichlinghausen. Die ganzen -inghausen die heute zu Barmen gehören, waren jedoch weder Städte noch Dörfer, sondern vielmehr einzelne Höfe.

Erstmals urkundlich erwähnt wird Barmen entweder 1070 oder 1244. Die Urkunde von 1070 könnte sich aber auch auf einen Hof bei Hiddinghausen im heutigen Ennepe-Ruhr-Kreis beziehen. Die Urkunde von 1244 meint mit Bona de Barme übersetzt: „Güter in Barmen“, also einen Verband von Höfen, eine sogenannte Villikation.

Ob und was sich zu dieser Zeit aber im heutigen Barmer Zentrum, genauer gesagt am Alten Markt und auf dem Werth befand, geht aus all dem nicht hervor. Also noch ganz schön viel zu forschen für die Archäologen.

Was könnte bei den Grabungen gefunden werden?

Foto: ©LQ Archäologie

Am wahrscheinlichsten sind alte Fundamente aus der Zeit, als der heutige Werth noch eine viel schmalere Straße war. Dazwischen kann aber alles Mögliche liegen.

Besonders interessante Funde sind Scherben und Münzen, da sie verraten wer zu welcher Zeit in der Barmer Innenstadt gesiedelt hat. Scherben und Münzen verraten nicht nur etwas über die Zugehörigkeit einer Gruppe von Menschen, sondern auch über ihren Status und Stand in der Gesellschaft.

Wie können Scherben nützlich beziehungsweise wertvoll sein?

Anhand ihres Aussehens verraten Scherben den Archäologen, von welcher Gruppe Menschen ein Gegenstand hergestellt und von welcher Gruppe Menschen er benutzt wurde. Das hat einerseits mit den Vorlieben bestimmter Bevölkerungsgruppen zu tun, andererseits mit dem Herstellungsaufwand einer Ware und dem damit verbundenen Preis.

Die Stämme der Franken hatten beispielsweise andere Gefäße als die Stämme der Sachsen und reiche Leute konnten sich hochwertigere Waren leisten, die entweder aufwändiger zu produzieren waren oder von weit entfernten Orten gehandelt wurden.

Welche Menschen haben also in der Barmer Innenstadt gelebt? – Wir hoffen, durch die Suchgrabungen Antworten darauf zu finden.

 

Für Insider: Der erste Teil des Ortsnamen, zum Beispiel „Heck“ in Heckinghausen steht dabei für einen Namen. In diesem Beispiel vermutlich für den Namen Hecko. Der zweite Teil des Ortsnamens, also das -inghausen steht für „Haus der Sippe des“. Heckinghausen bedeutet also nichts anderes als Haus der Sippe des Heckos.

 

Quelle:

Bruyn-Ouboter, Hans Joachim: 1200 Jahre Barmen die Stadtgeschichte, Wuppertal 2009

 

Autorin: Melody Kusserow MA, Historikerin/Archäologin


Der Wert(h) der Archäologie

Der Wert(h) der Archäologie

Warum müssen Suchschachtungen sein?

Das neue Denkmalschutzgesetz von 2022 schreibt vor, dass die Belange des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege bei allen öffentlichen Planungen und Maßnahmen angemessen zu berücksichtigen sind. Verantwortlich für den Denkmalschutz und die Denkmalpflege ist bei uns das Land Nordrhein-Westfalen. Die Verantwortung wird von den Denkmalfachämtern sowie den Gemeinden und den Gemeindeverbänden wahrgenommen. Das zuständige Denkmalamt für die Grabungen auf dem Werth ist das LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland.

Wofür ist Denkmalschutz gut?

Denkmalschutz soll unser kulturelles Erbe bewahren. Im Gesetz heißt es dazu wörtlich:

„Es ist Aufgabe von Denkmalschutz und Denkmalpflege die Denkmäler zu schützen und zu pflegen, wissenschaftlich zu erforschen und das Wissen über Denkmäler zu verbreiten. Dabei ist auf eine sinnvolle Nutzung hinzuwirken.“

Das, was im Gesetz so nüchtern klingt, kann im Alltag sehr spannend umgesetzt werden. Die Chance dazu ist immer dann gegeben, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse mit den Bedürfnissen der Gegenwart verknüpft werden. Beliebt sind Freizeitangebote wie Festivals (z.B. Mittelaltermärkte in historischen Ortskernen) aber auch Ausstellungen, die vergangene Zeiten erlebbar machen.

Eine sinnvolle Nutzung kann auch dadurch entstehen, dass Baudenkmäler der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Das ist möglich im Rahmen von Führungen, oder durch Sichtfenster und Texte im öffentlichen Raum. So lässt sich beim Stadtbummel oder beim Warten die Geschichte eines Ortes erleben.

Aktuelle Ausstellung zu den Grabungen auf dem Werth im Werth 91

Was sind Denkmäler?

Den meisten Menschen ist der Begriff „Denkmal“ vor allem im Zusammenhang mit Statuen geläufig, doch Denkmale können sehr verschiedene Dinge sein. Im Denkmalschutzgesetz steht dazu:

„Denkmäler sind Sachen, Mehrheiten von Sachen und Teile von Sachen, an deren Erhaltung und Nutzung ein öffentliches Interesse besteht. Ein öffentliches Interesse besteht, wenn die Sachen bedeutend für die Erdgeschichte, für die Geschichte des Menschen, für die Kunst- und Kulturgeschichte, für Städte und Siedlungen oder für die Entwicklung der Arbeits- und Produktionsverhältnisse sind und an deren Erhaltung und Nutzung wegen künstlerischer, wissenschaftlicher, volkskundlicher oder städtebaulicher Bedeutung ein Interesse der Allgemeinheit besteht.“

Ganz schön kompliziert, oder?

Das Gesetz ist sehr abstrakt formuliert, um möglichst vieles einzuschließen. Gemeint ist aber etwas sehr einfaches: Ein Denkmal kann im Prinzip alles sein. Wichtig ist, dass es eine Bedeutung für die Menschen von heute hat. Bedeutung darf dabei jedoch nicht mit Berühmtheit gleichgesetzt werden. Vielmehr geht es darum, dass ein Denkmal Geschichte überliefert.

Ganz Konkret: Bei einem Denkmal kann es sich um eine Felsformation, einen besonderen Garten, beliebige Objekte oder wie im Fall der Grabungen auf dem Werth, um Mauerreste handeln, die etwas über die Entstehung und die Lebensverhältnisse in Barmen berichten.

Für Insider: Handelt es sich bei einem Denkmal um ein Gebäude, oder Teile davon – also zum Beispiel Mauerreste – spricht man von einem Baudenkmal.

Foto: LQ Archäologie

Quellen:

 

Autorin: Melody Kusserow MA, Historikerin/Archäologin


 

Beiträge auf dieser Webseite zu den Suchschachtungen